Freitag blieb meine Welt stehen

Freitag blieb meine Welt stehen.

 

Ich wischte gerade sinnbefreit durch Facebook als mich etwa stutzig machte.

 

Ein Patenzettel auf der Seite eines Freundes.

 

Darauf war sein Foto.

 

Im ersten Moment dachte ich, dass das ein Missverständnis ist. 

 

Komplett erstarrt las ich den Zettel hunderte Male durch.

 

Das konnte nicht stimmen.

 

Der fesche, lustige Kerl in den ich mal wie verrückt verliebt war. 

 

Da stand er wäre "nach kurzer schwerer Krankheit" verstorben.

 

Warum, ich verstand es nicht, ich traf ihn doch noch letztens.

 

Er sah blendend aus wie immer.

 

Wir quatschten gut wie immer.

 

Er war freundlich wie immer.

 

Er lachte wie immer.

 

War ich so oberflächlich und habe was übersehen?

 

Oder überhört?

 

Abends war ein Faschingsball.

 

Ich wusste ich würde da Menschen treffen, die ihn kannten - vielleicht würde sich der grausame Kopfsalat etwas lichten. 

 

Fasching, tanzen und trauern - eine schräge Kombination.

 

Apathisch suchte ich mein Kostüm zusammen.

 

Die Musik in meiner Wohnung dröhnte, ich legte tonnenweise Schminke auf und war komplett neben der Spur.

 

Die Disco-Queen war bereit für den Faschingsball.

 

Trauer lässt sich nicht nur in Tränen oder Worten ausdrücken. 

"Es gibt Lebenssituationen, in denen Worte unzureichend erscheinen. Tanzen gibt dem Ungesagten und Unsagbarem Raum"  Felix Grützner

 

Der Tänzer und Choreograf Dr. Felix Grützer bringt Tanz in den Hospizbereich und in die Palliativmedizin. Er tanzt bei Trauerfeiern und schafft Raum für ein bewusstes Mitgehen durch den Schmerz und Verlust.

 

Ich habe mir in dieser Nacht die Seele aus dem Leib getanzt. 

 

Mir war schwindlig, ich habe gelacht, gequatscht, gelitten und Menschen getroffen, die genauso schockiert waren wie ich.

 

Er war der eine, der immer lacht.

 

Er hat sich das Leben genommen.

***

 

Hast du nur noch einen Tag

 

Nur noch eine Nacht dann

 

Lass es Liebe sein (Adoro)