Tanzen mit Flüchtlingsfamilien
Es war der brütend heiße Sommer 2016. Die Hochphase der Flüchtlingszeit. Ich wurde eingeladen in einem Asylheim ein Tanz- und Bewegungsprojekt für Familien zu gestalten.
Ich arbeitete bereits seit vielen Jahren mit Migranten. In den 90ern lebte ich in der Türkei und konnte mich lebhaft erinnern wie es sich anfühlte, die "Ausländerin" zu sein. Trotzdem wurde mir bei meiner Arbeit immer wieder bewusst:
Ich weiß rein gar nichts.
Keine Geschichte gleicht der anderen. Jede Familie lebt ihre eigene Kultur. Jedes Kind trägt eine Schatzkiste, die sich wie von Zauberhand füllt. Alle Menschen schultern einen Rucksack, der sich je nach eingeschlagenem Lebensweg beschwerlich oder federleicht anfühlt.
Bei der Vorbereitung für das Bewegungsprojekt grübelte ich, was meine Teilnehmer, die Flüchtlingsfamilien, wohl brauchen könnten.
Diesen Fragenkatalog wende ich übrigens bei all meinen Konzepten, z.B. für Workshops, an. Falls du Elternveranstaltungen planst, auch hier äußerst praktikabel, sich diese Fragen vorab zu überdenken:
- Welches Problem haben meine Teilnehmer und wie kann ich dieses in unserer gemeinsamen Zeit lösen?
- Was interessiert sie?
- Was bewegt und begeistert sie?
Jetzt denkst du dir vielleicht: Wie kann eine Tanzpädagogin die Probleme von Flüchtlingsfamilien lösen? Ich habe EIN Problem geschrieben - Bitte nicht gleich die Welt retten wollen 😉 Mein Angebot schenkte diesen Familien einen sinnvollen, abwechslungsreichen Zeitvertreib in ihrem tristen, eintönigen (= das Problem) Alltag. "Sinnvoller Zeitvertreib" - allein bei der Bezeichnung schliefen mir die Ohren ein.
Ich will Interesse wecken, bewegen und begeistern!
Dafür packte ich alles in meinen roten Zauber-Koffer, was behilflich sein könnte. Diesen besonderen Koffer habe ich immer dabei. Was da standardmäßig drinnen ist, darüber schreibe ich in einem nächsten Blog.
Was interessiert alle Menschen?
Geschichten.
Ich erstellte zahlreiche Bildkarten aus dem großartigen, philosophischen Buch Frag Mich von Antje Damm Die Karten wurden aufgelegt und alle wählten diese aus, die ihnen am besten gefielen. Ich fragte nach: "Was gefällt dir? Was ist schön? Was magst du gerne?" Die Antworten sprudelten und die Schüchternen konnten mit ihren Fingern auf das zeigen, was ihnen am besten gefiel. Bei dieser Methode gaben die Teilnehmer Persönliches von sich und es fiel leicht, da der Fokus ausschließlich auf das Schöne im Leben gerichtet war.
Was bewegt alle Menschen?
Musik.
Ich besorgte mir die Top-Hits aus der arabischen Welt und einen Schwung klimpernder Bauchtanztücher. Bekannte Klänge und Rhythmen bewegen - innerlich und äußerlich. Wenn du Programme planst, dann lohnt es sich nachzudenken, aus welcher "Musikwelt" deine Gruppe kommt. Ich spiele manchmal in Seminaren zu Beginn die ersten Töne der Filmmusik von "Heidi" an. Nur allein diese "Holarioooooo" reicht, um meinen Teilnehmerinnen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und eine wohltuende, vertraute Stimmung zu erzeugen.
Und dann rockten wir den Tanzboden!!!
Aerobic Moves zu Arabic-Hits, Polka-Springen zum Zillertaler Hochzeitsmarsch und bei Offenbachs Barcarole mit Chiffontüchern schweben. In unseren bunten Pausen, malten sich die motivierten Tänzer in ihrem schönsten Tanz-Outfit. Wir schwitzten, lachten, plauderten und staunten.
Möchtest du Kinder in ihrer Entwicklung zu Körper- und Selbstbewussten Menschen begleiten und fördern?
Happy*Feet Kindertanz-Trainerausbildung
Start am Fr.11.Juni.
Sabine, Kindergartenpädagogin aus der Steiermark, bekommt die Ausbildung von ihrem Arbeitgeber finanziert!
Nachfragen und gut Argumentieren lohnt sich 😊
Behind the scenes
Ich kam bei glühender Hitze an und sah ein riesiges verlassenes Gewerbegelände mit menschenleeren, hohlen Gebäuden. Da war Niemand. Ich irrte sinnlos am Areal herum. Die Zunge hing mir am Boden, schleppte ich doch all meine Materialien mit. Im Schatten unter einem Wellblechdach traf ich drei halbstarke, ziemlich coole Typen. Sie führten mich zum "Office".
Da war die Tür verschlossen und ich musste intensiv klopfen, bis mir endlich geöffnet wurde. Die anwesenden Sozialarbeiter hatten keine Ahnung was ich hier sollte. Aha. Alle Details besprach ich vorab mit dem Projektverantwortlichen, der wie ich erfuhr, sein Büro woanders hatte.
Man schnaufte und war sichtlich genervt über meine Anwesenheit und dem damit verbundenen Aufwand. Wir wanderten durch elendig lange, kahle und muffige Gänge. Ich lud jede Person, die wir trafen, zum Tanzen ein. Meine Anwesenheit sprach sich schnell rum und flugs scharrte sich eine Traube von Kindern um mich. Dann wurde mir der grausigste Tanzraum, den ich je betrat, präsentiert:
Ein riesiger, extrem dreckiger, mit Gerümpel vollgestellter, Kellerbunker - Manche gutmeinenden Mitbürger glauben, dass Flüchtlinge jeden Mist, z.B. fleckige Vorhänge, durchgesessene Sessel, etc. brauchen. Aus dicken, lecken Rohren tropfte es und das Wasser sammelte sich in schillernden Pfützen am Boden. An den Wänden klebte Undefinierbares und der modrige Geruch beflügelte meine wachsende Ungeduld.
Wenn ich was in meinen Türkei-Jahren gelernt hatte, dann den Militär-Ton. Ich grenzte mit den rumliegenden Stühlen unseren Wirkungsbereich ab und bellte: "Holt alle Besen!" Musik an und los gings. Unsere Bühne war in Windeseile ready.
Warum ich dir das erzähle?
Weil du selbst im miesesten Kellerloch den wunderbarsten Kellertanz zaubern kannst!
Allein deine Begeisterung zählt!
Falls du noch überlegst, ob du bei der Happy*Feet Kindertanz-Trainerausbildung mitmachen sollst:
JUST DO IT!
P.S.: Gewinne einen Platz bei der Happy*Feet Kindertanz-Trainerausbildung! Mach mit bei der Video-Challenge in der Facebook Gruppe "Kreativer Kindertanz & Bewegte Sprachförderung"
P.P.S.: Leite die Info gerne an deine Freundin oder engagierte Kollegin weiter, DANKE!
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